Aus dem Sanella-Album Afrika

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Die Luft war drückend, fast unerträglich wurde es. Tiefschwarze Wolken hatten sich zusammengeballt und türmten sich zu drohenden Ungeheuern. Dann zuckten, wie von Dämonenfäusten geschleudert, grelle Blitze ins Urwalddickicht und verwandelten die grüne Hölle des Urwaldes in ein flammendes Meer. Das Grollen und Krachen des Donners war so gewaltig, daß wir glaubten, die Welt müsse über uns zusammenstürzen. Ängstlich hatten sich unsere schwarzen Träger zusammengehockt, und mit riesigen Blättern versuchten sie sich vor dem unaufhörlich niederstürzenden Regen zu schützen. Zuckende Blitze, heulende Stürme, prasselnde Wassermassen, Krachen, Dröhnen und Bersten - das waren entfesselte Urgewalten. Schon nach wenigen Minuten war der Boden total aufgeweicht, und bis zu den Knien standen wir im Morast. Es regnete die ganze Nacht ununterbrochen in Strömen. Am anderen Morgen brannten die sengenden Strahlen der Sonne auf das Chaos ineinandergestürzter Urwaldriesen. Der durch die Hitze schnell verdunstende Morast erfüllte die Luft mit stickiger Feuchtigkeit und verseuchte sie mit Billionen von Bazillen und Bakterien.

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Wir standen noch lange unter dem Eindruck dieser unheilvollen Nacht. Zum Glück hatten wir sie alle gut überstanden. Doch am liebsten wären wir umgekehrt. Jeder von uns dachte nur daran, so schnell wie möglich aus dieser grünen Hölle zu kommen, aber dazu waren wir schon zu weit im Ambongogebiet. Bei unserem Weitermarsch kamen wir durch Dörfer, in denen das Gewitter furchtbare Verwüstungen angerichtet hatte Die aus Bambus- und Palmenblättern hergerichteten Hütten waren zusammengefallen. Der nahe gelegene Fluß war über seine Ufer getreten, hatte die Viehweiden überschwemmt und die Tiere mit sich gerissen. Wir hatten gehofft, alle gut weggekommen zu sein, aber Dr. Freytag klagte schon wenige Tage später über starke Kopfschmerzen und Ermattung. Schließlich wurde er vom tropischen Fieber gepackt, und wir mußten vier kräftige Träger für ihn anwerben. Wir waren daher gezwungen, durch den Urwald zur Küste nach Maintirano zu stoßen. Von hier aus erreichten wir in zwei Tagen mit einem kleinen Motorboot der französischen Küstenpolizei Morondawa.

 

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Afrika, Ostafrika, Morondawa